Die Urftseeroute
Region: Nordeifel
Erleben Sie ein außergewöhnliches Gebiet entlang der Urfttalsperre im Deutsch-Belgischen Naturpark und im Herzen des Nationalparks Eifel. Der Wanderweg (ehem. Kreisstrasse 7) erstreckt sich 11 Km entlang des östlichen Urftseeufers durch das ehemalige Truppenübungsgebiet Vogelsang. Nach dem Ende der militärischen Nutzung sind die ausgewiesenen Rad- und Wanderwege für erholungssuchende Menschen zum Wandern und Radfahren freigegeben. Die sich wild durch die Landschaft schlängelnde Urft und ihre Altarmbereiche sowie der Urftsee sind Voraussetzung für die Bildung ganz unterschiedlicher Lebensräume. Auch seltene Tierarten haben hier ein Rückzugsgebiet. Vor allem aufgrund der militärischen Nutzung über Jahrzehnte konnte sich rund um den Urftsee eine besonders schützenswerte Landschaft entwickeln. Große Teile des Sperrgebietes blieben weitestgehend unberührt, so dass sich hier die Natur ungestört entfalten konnte.
An den offenen Felsbereichen am Wegesrand fällt an einigen Stellen ein deutliches Muster auf. Diese sogenannten Rippelmarken sind ca. 390 Millionen Jahre alte versteinerte Zeugen eines ehemaligen Meeresbodens. In dieser Zeit - dem Devon - lag die heutigen Nordeifel südlich des Äquators in einem tropischen Korallenmeer. Durch die Wellenbewegungen sind diese Rippelmarken entstanden. Nach massiven Faltungen sind diese alten, versteinerten und eigentlich viel tieferen Gesteinsschichen wieder zu Tage getreten.
Wegbeschreibung:
Der Startpunkt ist die Urfttalstaumauer.
Links des Weges hat sich in der Urftaue ein Bruchwald aus Weiden und Erlen entwicklen können. Bruchwälder entstehen im Bereich hoher Bodenfeuchtigkeit aus Flachmooren. Im Gegensatz zu Auenwäldern, die nur periodisch überschwemmt werden, steht der Bruchwald fast ständig unter Wasser. An den extremen Standort optimal angepasst sind typische Bruchwälder immer seltener zu finden.
Die moosbewachsene Gesteinsformation ist der Überrest einer ehemaligen Pulvermühle. Hier wurde zwischen 1871 und 1904 Schwarzpulver hergestellt.
Das Lorbachtal liegt etwa auf halber Wegstrecke bis zur Urftstaumauer. Von hier aus öffnet sich der erste Blick über den Urftsee. Bis zur Einrichtung des Truppenübungsplatzes Vogelsang gab es hier, ebenso wie im Bereich der Pulvermühle, einen gastronomischen Betrieb.
Dieser Standort gewährt einen freien Blick auf Burg Vogelsang. Der klangvolle Name bezeichnet ein Monument, das an die dunkelste Zeit deutscher Geschichte erinnert. Burg Vogelsang ist als eine Schulungsstätte der Nationalsozialisten eingerichtet worden. Im Mai 1936 wurde die Schulungsstätte für 500 "Ordensjunker" eröffnet. Bei Ausbruch des 2.Weltkrieges wurde diese Arbeit der "Ordensburg" eingestellt und die Gebäude von Bautruppen und als Militärlager, später als Adolf-Hitler-Schule und Krankenstation genutzt. 1945 wurde die "Ordensburg" von den Amerikanern besetzt. Der Ausbau Vogelsangs zum Truppenübungsplatz erfolgte 1946 durch britische Truppen. Im April 1950 übernahm das belgische Militär das Gelände. Im Krieg wurde ein Großteil des Gebäudekomplexes zerstört. Das belgische Militär hat einige Teile der Ordensburg rekonstruiert. Bis Ende 2005 wurde der Truppenübungsplatz Vogelsang unter belgischer Verwaltung von verschiedenen militärischen Einheiten der NATO genutzt. Nach dem Ende der militärischen Nutzung wurde das Gebiet um Burg Vogelsang zum Teil des Nationalparks Eifel.
Über 50 Jahren wurden Bereiche um den Urftsee als Truppenübungsplatz genutzt. Als Nebeneffekt hat sich eine Landschaft mit großer Bedeutung für den Biotop- und Artenschutz entwickelt. In der Abgeschiedenheit während des Betretungsverbotes konnten sich auch seltene Tier- und Pflanzenarten entwickeln. Der Schutz dieser besonderen Landschaft wird seit Anfang 2004 durch die Einrichtung des Nationalparks Eifel gewährleistet.
Rechts des Urftseeweges beginnt hangaufwärts mit dem 3.555 ha großen Staatswald Kermeter eines der größten Buchenwaldgebiete Nordrhein-Westfalens. Aufgrund ihrer Altersstruktur und Ausdehnung sind die Hainsimsen- und Waldmeister- Buchenwälder von landesweit herausragender ökologischer Bedeutung. In den geschützten Hanglagen der Kerbtäler konnten sich wärmeliebende Eichenwälder ausbreiten. Auch natürliche Felsheiden und Gebüsche prägen das Landschaftsbild dieser Waldregion. Es gibt stellenweise Naturwaldzellen, in denen der Wald unbewirtschaftet bleibt.
Der Blick wird frei auf die imposante, 58 m hohe Urftseestaumauer. Die Staumauer wurde seinerzeit als größtes Bauwerk in Europa geplant. Mit dem Bau der 266 m langen Mauer aus Bruchsteinen wurde 1899 begonnen - im Mai 1905 war die Talsperre erstmals mit Wasser gefüllt. Ziel der wasserbaulichen Maßnahme war neben dem Hochwasserschutz und der Energiegewinnung die Trinkwasserversorgug der Region. Mit einer Länge von 12 km, einer Breite von bis zu 1 km und einer Tiefe von maximal 52 m hat der Urftsee ein Fassungsvermügen von 45,5 Mio Kubikmetern. Von 1995 bis 1999 wurde die Staumauer, die heute vom Wasserverband Eifel-Rur unterhalten wird, renoviert und dem aktuellen Stand der Technik angepasst. Umfangreiche Informationen zur Technik und zum Bau der Urfttalsperre hat der Wasserverband Eifel-Rur dirket an der Staumauer eingerichtet.
Der Turm am Seeufer ist der Beginn eines Druckstollens vom Urftsee bis zum Jugendstilkraftwerk im Rurtal bei Heimbach. Dieses Kraftwerk nahm 1905 seinen Betrieb auf. Der Stollen verläuft etwa 2700 m durch den Bergrücken des Kermeters. Die Fallhöhe beträgt rund 110 m. Früher flossen 16 m³ Wasser pro Sekunde durch das System. Acht Turbinen trieben je einen Generator an und erzeugen so eine Strommenge von 12 000 KWh. Das Jugendstilkraftwerk mit seiner architektonischen Schönheit und der historischen technischen Einrichtung kann heute besichtigt werden.
Von hier aus führen Wander- und Radwanderwege weiter nach Einruhr und Ruhrberg.